Gewalt an Kindern

Die Guido Fluri Stiftung setzt sich für benach­teiligte und trauma­tisierte Kinder ein. Mit eigens initiierten Projekten leistet die Stiftung einen nach­haltigen Beitrag, um Missstände verhindern zu helfen sowie das Thema in der Öffentlichkeit zu verbreiten.

Zahlen und Fakten

Nur etwas mehr als zwei Jahre vergingen zwischen dem Start der Wieder­gut­machungs­initiative und der Annahme des Gegenvorschlags – ein Rekord in der schweizerischen Politik.

Innerhalb von vier Jahren haben über 1‘500 Personen die Nationale Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder besucht.

Mehr als 1‘000 Fälle hat die Anlaufstelle KESCHA in ihrem ersten Jahr (2017) behandelt.

Wieder­gutmachungs­initiative

Bis weit in das 20. Jahrhundert wurden Kinder auf Schweizer Dorfplätzen versteigert, zur Kinderarbeit gezwun­gen, misshandelt und missbraucht. Noch heute leben viele dieser ehemaligen Verding­kinder unter uns. Sie haben schwerstes Unrecht erlitten. Das immense Leid der Betroffenen dauert an – bis heute.

Guido Fluri mit ehemaligen Verding- und Heimkindern auf dem Bundesplatz in Bern

Darum lancierte die Guido Fluri Stiftung im Jahr 2014 erfolgreich die Wieder­gut­machungs­initiative. Sie forderte:

1. Eine finanzielle Wiedergutmachung für Verdingkinder und Opfer fürsorger­ischer Zwangsmassnahmen
2. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte
3. Einen Fonds über 500 Millionen Franken – nur schwer betroffene Opfer erhalten daraus eine Wiedergut­machung
4. Eine unabhängige Kommission prüft jeden Fall einzeln

Guido Fluri mit Betroffenen auf dem Bundesplatz in Bern anlässlich der Einreichung der Unterschriften

Nach Einreichen der Initiative brachte der Bundesrat einen Gegenvorschlag zur Vernehmlassung, der im Jahr 2016 von National- und Ständerat gutge­heissen wurde. Die Initianten zogen daraufhin die Initiative zurück und brachten ihr Anliegen zu einem erfolgreichen Abschluss. Seit Januar 2017 ist das «Bundesgesetz über die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangs­massnahmen und Fremd­platzierungen vor 1981» in Kraft.

Freude nach der Annahme des Gegenvorschlags

Bild: Keystone

www.wiedergutmachungsinitiative.ch

Justice Initiative

Die «Justice Initiative» ist eine europäische Bewegung mit dem Ziel, den Kinderschutz umfassend zu verbessern. Damit dies geschehen kann, ist es wichtig, in die Vergangenheit zu blicken und daraus zu lernen. Deshalb setzt sich die Initiative dafür ein, dass in allen Ländern Europas der Missbrauch an Kindern, wie er insbesondere auch in staatlichen und kirchlichen Institutionen stattgefunden hat, umfassend aufgearbeitet wird.

Logo der Justice Initiative

Die Initiative wird von Opfergruppen, Akademiker:innen und NGOs aus allen Teilen Europas unterstützt und schliesst aktuell zwei politische Vorstösse ein: Eine Petition für den besseren Kinderschutz im Internet, welche im Dezember 2023 mit mehr als 540'000 Unterschriften dem EU-Parlament übergeben wurde. Und eine Motion beim Europarat, welche eine Aufarbeitung der früheren Missbrauchsfälle nach dem Vorbild der Schweizer Wiedergutmachungsinitiative zum Ziel hat. Die Motion wurde im Januar 2024 vom Europarat angenommen.

www.justice-initiative.eu

KESCHA

Das neue Kindes- und Erwachsenen­schutzrecht ist seit 2013 in Kraft. Obgleich die erste gesamt­schweizerische Statistik zeigt, dass die Anzahl Schutz­massnahmen bei Erwachsenen und Kindern seit der Einführung der KESB tendenziell abgenommen hat, gibt es in Teilen der Bevölkerung ein Misstrauen gegenüber der KESB. Dieses Misstrauen erschwert die Zusammenarbeit mit der KESB, die einen gesetzlichen Schutzauftrag hat.

Vor diesem Hintergrund baute die Guido Fluri Stiftung, in Zusammen­arbeit mit sechs starken Organisationen des Kindes- und Erwachsenen­schutzes, die Anlaufstelle KESCHA auf. Die Anlaufstelle soll bei Konflikten die Betroffenen in schwierigen Lebens­situationen abholen und Unterstützung bieten. Es geht darum, Eskalationen zu verhindern und den Betroffenen Perspektiven aufzuzeigen, sodass die Kommunikation mit den Behörden wiederhergestellt werden kann.

Kescha

www.kescha.ch

ZFIT: Zentrum für Familien in Trennung

Jedes Jahr müssen die Schweizer Behörden in Hunderten von Fällen eingreifen, weil Eltern in Trennung so stark verstritten sind, dass das Kindeswohl gefährdet ist. Vor diesem Hintergrund startet im Kanton Bern das schweizweit erste Pilotprojekt genehmigt vom Bundesamt für Justiz, das sich der Konfliktdeeskalation widmet, bevor eine KESB-Verfügung oder ein Gerichtsentscheid ausgesprochen werden muss. 

Das neuartige Zentrum für Familien in Trennung ZFIT in Bern unterstützt Eltern dabei, gemeinsam eine tragfähige Lösung für die Kinder zu finden. Väter und Mütter sollen auch nach einer Trennung ihre Elternrolle weiterhin gemeinsam im Sinne des Kindeswohls wahrnehmen können. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, könnte es schweizweit eingeführt werden.

Kescha

www.zfit.ch

Caregivers

In keinem anderen Kanton wie Bern gibt es mehr Verdingkinder und andere Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Vor diesem Hintergrund haben die Guido Fluri Stiftung und Pro Senectute Kanton Bern im Januar 2022 das Pilotprojekt «Caregivers» gestartet. Speziell ausgebildete Betroffene begleiten und unterstützen dabei andere Betroffene im Alltag – vor Ort oder virtuell im Netz. Caregiver sind auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Alters- und Pflegeheime und schulen dort die Pflegenden. Das Pilotprojekt wird vom Bundesamt für Justiz unterstützt.

Logo des Projekts Caregivers

Betroffene können sich telefonisch unter 031 924 11 56 oder auf der Webseite melden. Dort gibt es auch einen Chat, bei dem Betroffene ihre Anliegen anbringen können. Bedient wird dieser Chat ebenfalls von einer Betroffenen, die jahrelang als Psychologin und Trauma-Therapeutin gearbeitet hat.

www.caregivers.ch

Erste Nationale Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder

Die Guido Fluri Stiftung erwarb 2011 das ehemalige Kinderheim Mümliswil, das heute unter Denkmal­schutz steht. Es wurde schonend renoviert und im Mai 2013 als Gedenk­stätte für die ehemaligen Heim- und Verdingkinder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Haus stellt einen Ort der Erinnerung und Hoffnung dar und dient der Aufklärung sowie dem Austausch zwischen den Generationen.

Aussenansicht der Nationalen Gedenkstätte in Mümliswil

Gestützt auf die historische Aufarbeitung durch Dr. Thomas Huonker hat Kurator Markus Schürpf die gesammelten Bilder und Dokumente zu einer bewegenden Ausstellung vereint. Sie macht die Situation der damaligen Heim- und Verdingkinder sicht- und nachvollziehbar. Schulklassen, Gruppen und Privatpersonen erhalten kostenlos die Möglichkeit, die Ausstellung im Rahmen von Ausflügen, Lagerwochen oder Workshops zu besuchen und sich in originaler Umgebung mit der Thematik zu befassen. Mit dem aufwändigen Projekt setzt sich die Guido Fluri Stiftung dafür ein, dass das Schicksal und die Geschichte der Heim- und Verdingkinder nicht in Vergessenheit geraten.

Die Ausstellung in der Nationalen Gedenkstätte in Mümliswil

Ein erhaltenes Zimmer in der Gedenkstätte

www.gedenkstaette-muemliswil.ch

clickandstop.ch

clickandstop.ch ist die Online-Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Betroffene, Kinder, Jugendliche und Eltern, aber auch Fach- und Lehrpersonen können Webseiten mit pädokriminellen Inhalten einfach melden. Mit wenigen Klicks ist die Meldemaske ausgefüllt, anonym und ohne Angabe der E-Mail-Adresse, wodurch die Niederschwelligkeit gewährleistet wird. Darüber hinaus bietet die Meldestelle auch umfassende Beratungsangebote sowie spezifische Präventionsprogramme. Die neue Meldestelle schliesst in der Schweiz eine bestehende Lücke im Kampf gegen Pädokriminalität im Netz.

Online-Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern clickandstop.ch

Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen geschieht überall und betrifft Kinder jeder Altersstufe. Es ist deshalb von hoher Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche systematisch zu stärken und Präventionsangebote bereitzustellen. Die Unmengen an pädokriminellem Material können mit einer Erhöhung der Meldezahlen, der Löschungen und der Strafverfolgungen wirksam eingedämmt werden.

www.clickandstop.ch

anlaufstelle-heimkinder.ch

Die Anlaufstelle Heimkinder ist eine unabhängige Anlaufstelle für Menschen, die früher in Kinderheimen der Heilsarmee fremdplatziert worden sind. Die (ehemaligen) Bewohnenden dieser Kinderheime können sich melden, wenn sie in dieser Zeit von körperlichem, psychischem oder sexuellen Missbrauch betroffen waren. Aufgrund ihrer Erfahrung in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hat die Heilsarmee der Guido Fluri Stiftung das Mandat zur Führung der Anlaufstelle übergeben.

Anlaufstelle Heimkinder

«anlaufstelle-heimkinder.ch» bietet eine professionelle, kostenlose und anonyme Beratung für die Betroffenen. Zudem stellt die Anlaufstelle Anträge an die Heilsarmee für eine Wiedergutmachung. Jene kann in Form einer offiziellen schriftlichen Entschuldigung und persönlichen Begegnung bis zur finanziellen Leistung eines Solidaritätsbeitrags sein. Anrecht auf einen Solidaritätsbeitrag haben Personen, die zum Zeitpunkt der Integritätsverletzung minderjährig und/oder schutzbedürftig waren.

www.anlaufstelle-heimkinder.ch

Datenschutzhinweis

Diese Webseite verwendet Cookies zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit sowie zur Optimierung der Inhalte.
Datenschutzinformationen

Notwendige Cookies werden immer geladen